Dies ist die Geschichte eines Hasen und seiner Freunde, die plötzlich die Welt nicht mehr verstanden.
Eigentlich
war es ein friedliches Fleckchen Erde, wo er mit seiner Frau in der
Sasse
eines
leichten Abhangs zu einem feuchten Graben hauste. Für sie und
ihre Jungen gab
es immer genügend zu fressen und zu trinken und viel Platz, um
ausgiebig
herumzutollen.
Morgens und
abends kamen die Rehe vorbei,
um im Graben ihren Durst zu stillen. Die zahlreichen
Beerensträucher mussten
sie sich allerdings mit Vögeln teilen. Aber das war nicht
weiter schlimm – es
gab ja für alle genug.
Im
späten Frühjahr, wenn
die Fasanenmama dann ihre Jungen durchs hohe Gras führte, war
richtig was los.
In
der wärmeren
Jahreszeit kamen dann auch große Kühe vorbei. Die
fraßen aber nur Gras und im
Herbst die Eicheln der riesigen Bäume. Und wenn ihr Fell
juckte, oder sie in
der großen Herde von einer Weide auf die nächste
getrieben wurden, mussten
schon mal Sträucher oder kleinere Bäume dran glauben.
Das
war dann allerdings
wieder schade für Igel und andere Tiere, die sich gerne in
diesen Wallhecken
aufhielten.
Und
Menschen – ja, die
gab es auch, aber nicht so viele.
Und
die waren meistens
sehr freundliche zu den Tieren und haben sie in Ruhe gelassen.
Irgendwie
war es wie ein
Paradies für alle.
Eines
Tages aber wurde es
laut, sehr laut, und der Boden fing an, zu beben und verschwand
plötzlich!
Da
saßen fremde Menschen
auf großen, schweren Dingern, die aussahen, wie kleine,
bewegliche Menschenhäuser.
Plötzlich
fielen die Bäume um und verschwanden mit den großen
Ungetümen. Und dann war auf einmal auch der Graben und
das Gras weg. Die Beerenhecken und alle
Sträucher und alle Bäume waren wie vom Erdboden
verschwunden.
Viele
Tiere konnten sich
gerade noch retten, aber nicht alle – manche waren noch zu
klein, wussten nicht
mehr, wohin, oder konnten nicht fliegen.
Und
die wenigen Menschen,
die mit den Tieren dort ihre Heimat hatten, hielten sich die Ohren zu.
Dann
ging alles ganz
schnell: Die Trampelpfade wurden mit einer harten, schwarzen Masse
übergossen,
der Graben wurde zugeschüttet, und auf den Wiesen entstanden
ganz viele Häuser
für neue Menschen. Und auf den harten Pfaden fuhren nun
Ungetüme, die nicht
mehr vor jedem Hasen oder Igel anhielten.
Den
Tieren blieb nichts
anderes übrig, als aus ihrer Heimat zu flüchten und
sich zurückzuziehen – aber
wohin?
Überall
wurde es enger
für sie. An anderen Stellen verschwand auch plötzlich
alles, was ihnen hätte
Zuflucht sein können.
Dafür
bauten sich noch
mehr Menschen eine Behausung.
So
wurden die Tiere immer
weniger, weil sie, auch für ihre Kinder, keine Ruhe mehr
fanden und auch nicht
mehr genug zu essen und zu trinken hatten.
Die
Menschen aber wurden
auf dem friedlichen Fleckchen Erde, wie es mal war, immer mehr. Nur,
dort, wo
diese vorher wohnten, wurde es leerer und stiller.
Aber
da konnten die Tiere
auch nicht hin, denn das war viel zu gefährlich.
So
hört hier die
Geschichte eines Hasen uns seiner Freunde auf.
Niemand
weiß so genau, ob
und wie sie weiter geht.
Manchmal,
wenn die
Menschen und ihre Kinder Glück haben, sehen sie noch eines der
Tiere auf der
Suche nach Futter.
Aber, das Paradies, wie es für alle einmal war, wird es nie mehr sein.